Warum Böden so wertvoll sind

Boden ist kein Dreck- warum Böden so wertvoll sind

Böden entstehen durch Verwitterung und biologische und chemische Vorgänge des zugrundeliegenden Ausgangsgesteins (z.B. Granit, Sand-, Kalkstein). Dieser Prozess braucht sehr viel Zeit, unsere Böden in Mitteleuropa sind ca. 10.000 Jahre alt – und damit, im Vergleich zu anderen, noch ziemlich jung.  Je nach Art des Ausgangsgesteins und der klimatischen Bedingungen dauert es Jahrtausende oder gar Jahrmillionen, bis sich eine mehrere Meter dicke Bodenschicht bildet.

Woraus Boden besteht

Der weitaus größte Teil des Bodens ist mineralisches Material , das der Verwitterung des Grundgesteins entstammt. Minerale (z.B. Quarz, Glimmer, Gips) sind diejenigen anorganischen Komponenten, aus denen Gestein besteht. Nur 10-15 % des Bodens besteht aus organischer, also tierischer oder pflanzlicher Substanz: davon sind 85 % tote Biomasse, der Rest sind Wurzeln und lebende Bodenorganismen, darunter Tiere, Pflanzen und Bakterien. In diesem letztgenannten 15 %-Anteil der Bodenmasse spielen sich die für das gesamte Leben auf der Welt so überaus wichtigen Zersetzungs- und Abbauprozesse ab, die dazu dienen, Grundstoffe für alles neu entstehende Leben wieder verfügbar zu machen. Es sind unvorstellbar viele kleine und klitzekleine Lebewesen, die diese Arbeit für uns verrichten: in nur einer einzigen Handvoll Boden sind es bis zu 10 Milliarden, also mehr, als es Menschen auf der Erde gibt! Und es ist vielleicht ganz gut, dass wir die meisten dieser winzig kleinen Arbeiter gar nicht sehen können, es würde uns sicher ganz schwindlig von dem vielen Gewimmel und Gewusel. Wer selbst schon einmal einen Komposthaufen betrieben hat, weiß, welches Wunder sich darin jedes Jahr abspielt: egal, was wir darauf geworfen haben, ob Kaffeefilter, Teebeutel, Obstreste oder Unkraut, der gesamte Abfall wird innerhalb eines Jahres mithilfe der Bodenorganismen zu wunderbar lockerer tiefdunkelbrauner Komposterde verwandelt.

Wer lebt im und vom Boden?

Es sind unvorstellbar viele kleine und klitzekleine Lebewesen, die im Boden leben:  in nur einer einzigen Handvoll Boden sind es bis zu 10 Milliarden, also mehr, als es Menschen auf der Erde gibt! Ca. 20 % davon sind Tiere (Einzeller wie Amöben, Geißel- und Wimpertierchen, verschieden Würmerarten, Gliederfüßer, Wirbeltiere). Die Bodentiere durchmischen den Boden und sorgen so für eine gute Durchlüftung. Indem sie Laub, Früchte, Zweige und alles andere, was im Laufe des Jahres auf den Boden gefallen ist, mechanisch zerkleinern, anschließend verdauen und die Reste wieder ausscheiden, machen sie die Zellinhaltsstoffe zugänglich für die Zersetzungsarbeit von Mikroorganismen (Bakterien, Pilze etc.).

Ca. 80 % aller Bodenlebewesen sind Pflanzen. Unter „Pflanzen“ werden hier alle nicht-tierischen Lebewesen zusammengefasst, also auch die nicht-pflanzlichen Bakterien. Alle Bodenpflanzen sind sehr klein (unter 0,2 mm) und werden daher als Mikroorganismen bezeichnet. Es gibt im Boden vier verschiedene Gruppen von Mikroorganismen: Bakterien und Strahlenpilze, verschieden Pilzarten, Algen, Flechten.  Außer den genannten Mikroorganismen gibt es im Boden natürlich auch noch die Pflanzenwurzeln, Zwiebeln und Knollen – sie machen ca. 10 % der gesamten Bodenmasse aus.

Auswirkungen von Flächenverbrauch und Versiegelung auf den Menschen

Laut Umweltbundesamt hat sich während der letzten 60 Jahre die Siedlungs- und Verkehrsfläche in Deutschland mehr als verdoppelt, 2014 wurde täglich eine Fläche von 69 Hektar versiegelt – meist zulasten der Landwirtschaft und fruchtbarer Böden. Das entspricht etwa der Größe von ca. 100 Fußballfeldern.

Die Bundesregierung gibt sich als Ziel vor, den Anstieg der Siedlungs- und Verkehrsfläche bis zum Jahr 2020 auf 30 Hektar pro Tag zu verringern. In den vier Jahren von 1997 bis 2000 lag der tägliche Anstieg noch bei 129 Hektar. In den Jahren 2011 bis 2014 verringerte sich der Verbrauch auf 69 Hektar, immer noch viel zu viel!

Einige Auswirkungen von Flächenversieglung sind:

  • keine kostenlose und rasch erreichbare Naherholung mehr im Grünen vor Haustür
  • mehr Individualverkehr Richtung Schwarzwald
  • kaum noch Naturbeobachtung möglich
  • das Sich-verbunden-Fühlen mit der Natur schwindet
  • Nahrungsgrundlagen und Lebensräume für Insekten, Vögel und andere Tiere verschwinden
  • Tierkorridore verschwinden
  • Rückgang der Artenvielfalt, abnehmende genetische Vielfalt/Biodiversität
  • Lebensmittel für Menschen (Obst, Gemüse, Getreide) und Futtermittel für Tiere müssen weiter transportiert werden
  • steigende Abhängigkeiten: von Energie (z. B. für Transport), von Ernteausfällen in Anbauländern, von politischen Regimen in Anbauländern: Embargorisiko, Erpressbarkeit
  • Lebensmittel-Engpässe in Krisenzeiten werden wahrscheinlich
  • innerer Bezug zur Herstellung von Lebensmitteln und Wissen darüber gehen verloren (wächst die Kartoffel auf Bäumen?)
  • Verlust von regionaler Landwirtschaft und Betrieben
  • Mehr Importware zur Nahrungsmittelversorgung nötig: spritzmittelbelastet? Arbeitsbedingungen? Umweltschutz? Genetisch veränderte Pflanzen?
  • Immer weniger landwirtschaftliche Betriebe und damit Verlust von teils jahrhundertealten Familientraditionen, Kulturtechniken/Know-how
  • versiegelter Boden ist toter Boden ohne Lebewesen und ist nicht mehr zu rekultivieren
  • immenser Verlust an Biodiversität: Böden sind mit Abstand die Lebensräume mit der höchsten Biodiversität auf der Erde
  • keine CO2-Aufnahme der Böden mehr aus der Luft
  • Transformation des in den Böden gespeicherten Kohlenstoffs zu CO2, Gewächshausatmosphäre
  • verstärkte Methanausdünstung verdichteter Böden
  • durch fehlende Bodenmikroorganismen keine Stickstoffrückführung mehr in die Luft, verstärkter Klimawandel
  • kein Temperatur- und Feuchteausgleich mehr durch Boden
  • Stadtklima-Verschlechterung, besonders in den durch Klimawandel zunehmenden heiß-trockenen Phasen
  • steigende Staub- und Schadstoffbelastung der Luft durch zunehmende Besiedelung, mehr Lärm
  • Niederschlagswasser läuft ungenutzt ins Abwassersystem
  • mehr und stärker verschmutztes Niederschlagswasser belastet Kläranlagen und Vorfluter
  • Mehrkosten bei Abwassermanagement
  • Boden funktioniert nicht mehr als natürlicher Wasserspeicher: Pegel steigen schneller, Überflutungsgefahr steigt
  • es bildet sich weniger Grundwasser neu – Gefahr von Trinkwassermangel
  • steigende Schadstoffbelastung des weniger werdenden Grundwassers
  • Waldschäden bei fallenden Grundwasserständen